Der Sizilianer aus Köln-Nippes: Ein Besuch im italienischen Restaurant Mitica Italia - Kölner Stadt-Anzeiger
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Köln -
„Isch bin der Nato“, Nato Freno lächelt hinter seinem Plastikvisier, streicht sein kariertes Hemd glatt und lässt sich auf einen Stuhl plumpsen. Der gebürtige Sizilianer spricht mit kölschem Dialekt. Seit knapp 22 Jahren betreibt er zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn das Restaurant „Mitica Italia“ am Leipziger Platz in Nippes.
„Isch wollt’ immer ‘en Ecklokal haben un’ dann wurd’ dat hier frei. Davor hat’ ich ‘ne Kölschkneipe im Vringsveedel.“ Nato Freno ist der erste Gastronomen, den ich in den letzten Wochen getroffen habe, der eine gewisse Form der Gelassenheit ausstrahlt. Seine große Terrasse beziehungsweise der große Wintergarten ist an diesem Gemütszustand sicherlich nicht ganz unschuldig. Die Tische wurden auseinander gerückt und die Laufwege verbreitert, ohne Reservierung bekommt man hier nur mit sehr viel Glück ein Plätzchen. „Wir merken dat schon. Die Gäste sin’ vorsichtig. Drinnen will fast keiner sitzen. Wir tun wat wir können“, Freno zuckt mit den Schultern und lächelt verlegen.
Die Highlights stehen auf der Tafel
Es ist erstaunlich wie mühelos die Familie Freno diesen Balanceakt aussehen lässt. Samstagabend, 19 Uhr, Rushhour in Nippes: Die Terrasse ist voll besetzt, das Telefon klingelt ununterbrochen, vor dem Eingang warten Gäste mit und ohne Reservierung, die Glocke in der Küche schellt alle paar Minuten – die Servicemitarbeiter müssten sich eigentlich zweiteilen um dem Trubel gerecht zu werden. Und dennoch lassen sie sich den Stress nicht anmerken. Kein hektisches Vorbeieilen, keine langen Wartezeiten, kein kurz angebundenes „Jaja, ich bin gleich da“, kein wortloses Teller-Einsetzen, sondern weiterhin aufmerksamer, herzlicher Service. Das ist die große Kunst des Gastgeberseins und die Familie Freno beherrscht sie in Perfektion.
Auf der Karte finden sich liebgewonnene Klassiker wie Bruschetta und weiße Bohnen mit Thunfisch, aber die Highlights stehen auf der Tafel. Die werden mitunter täglich gewechselt. „Je nachdem wat wir einjekauft haben un’ wat Saison hat“, Nato Freno bleibt bescheiden und unaufgeregt und serviert ebensolche Gerichte. Die lauwarmen Linsen mit geröstetem Knoblauch und viel Parmesan kommen reichlich unscheinbar daher, entfalten aber schlagartig ihre Umami-Wucht. Herrlich sämig und würzig, davon wünscht man sich spontan einen zweiten Teller. Bei Burrata mit Kirschtomaten und einem Löffelchen Pesto kann man nicht viel falsch machen. Das Beste an diesem fabelhaft simplen Gericht ist der Sud aus süßlichem Tomatensaft, cremiger Sahne und pfeffrigem Pesto, der sich zum guten Schluss in der Schüssel bildet und den man dann gierig mit dem Brot aufwischt.
Ein Restaurant mit Stammladen-Potenzial
Die Pasta ist al dente und solide abgeschmeckt. Tortelloni mit Trüffelfüllung und viel Salbei-Butter sind einfach eine sichere Bank, da muss man auch nicht groß rumkünsteln. Der Lachs für die Orecchiette war ein Minütchen zu lange in der Pfanne und ich hätte mir noch ein paar Kapern für die Säure gewünscht, aber alles in allem wird im „Mitica Italia“ solide und ernsthaft gekocht. Die Mascarponecreme mit frischen Erdbeeren im Dessert ist so schnell weggelöffelt, dass der Espresso kaum hinterher kommt.
Das „Mitica Italia“ hat sofortiges Stammladen-Potenzial. Kein Wunder, dass jeder zweite Gast mit Vornamen angesprochen wird. Wer einmal da war, kommt gerne wieder. Zum bescheidenen Sizilianer aus Nippes.
Restaurant Mitica Italia, Scharnhorststraße 8, 50733 Köln , Telefon 0221/765795, Öffnungszeiten: Mo bis Sa 18-23 Uhr
Meine Auswahl:
Linsen mit geröstetem Knoblauch und Parmesan // 6,90 Euro
Tortelloni mit Trüffelfüllung // 8,90 Euro
Orecchiette mit Lachs, Porree und Rucola // 13,90 Euro
Burrata mit Kirschtomaten und Pesto // 11,50 Euro
Mascarponecreme mit Erdbeeren // 5,50 Euro
Tiramisu // 5,50 Euro
July 03, 2020 at 04:30PM
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